Lindy - die Lindenblad-Antenne

Veröffentlicht im FUNKAMATEUR Heft 5 (1997) Seite 570

Betrachtet man Antennenanlagen von Satellitenstationen entsteht der Eindruck, daß diese Anlagen zwangsläufig mit Rotoren für Azimut und Elevation ausgerüstet sein müssen. Für den Kontakt mit Satelliten auf niedrigen kreisförmigen Umlaufbahnen
(LEO = Low Earth Orbit) geht es auch mit weniger Aufwand. Jedoch kommt es bei Verwendung von einfachen Antennen, wie Groundplane und Dipol oft zu Schwunderscheinungen durch Polarisationsdrehung der Signale aus dem Orbit.

Abhilfe verspricht hier nach (1) die Lindenblad-Antenne, die nicht viel größer als eine Turnstile oder Groundplane ist. Howard, W6SHP nennt sie in (2) liebevoll Lindy.

Die Lindenblad-Antenne ist unter Funkamateuren wenig bekannt, obwohl sie im VHF-Bereich für den Flugfunk verwendet wird. Das omnidirektionale Strahlungsdiagramm und die zirkulare Polarisation sind hervorragend geeignet für einen nullstellenfreien Empfang von linearer polarisierten Signalen, die zufällig aus verschiedenen Richtungen einfallen, wie sie von startenden und landenden Flugzeugen ausgesendet werden. Ähnliche Bedingungen liegen bei Satelliten auf LEO-Bahnen vor.

Die Lindenblad-Antenne besteht aus 4 Dipolen, die um einen imaginären horizontalen Kreis von etwa 0,3 Wellenlängen angeordnet sind. Jeder Dipol ist um 30° gegenüber der Horizontalebene geneigt.

Alle 4 Dipole sind in der selben Richtung geneigt: Entweder in Uhrzeigerrichtung (für RHCP, rechtsdrehende Zirkularpolarisation) oder entgegen dem Uhrzeigersinn (für LHCP, linksdrehende Zirkularpolarisation) aus der Perspektive eines Betrachters im Zentrum des Kreises. Das Prinzip ist in Bild (1) zu sehen.


Die Faltdipole erlauben eine einfache Impedanzanpassung. Bild (2) . Die vier Speiseleitungen dividiert sich die Impedanz der Dipole durch vier, so daß ein Koaxialkabel angeschlossen werden kann. Um die Anpassung zu optimieren kann man hier einen Impedanztransformator und/ oder einen Balun zwischen die Phasenleitungen und die Hauptspeiseleitung schalten.

Da alle Dipole in Phase gespeist werden, ist die Leistungsverteilung und die Phasenlage einfach und das Antennengebilde kann ohne Meßgeräte leicht nachgebaut werden.

Die Strahlung der Lindenblad-Antenne ist in der Horizontalebene omnidirektional und begünstigt Signale mit geringem Erhebungswinkel in der Vertikalebene. Das Bild (3) zeigt das vertikale Strahlungsdiagramm der Antenne.

Bei Nutzung der Antenne für Funkverbindungen mit Satelliten auf kreisförmigen niedrigen Umlaufbahnen wird der steigende Leistungsbedarf bei niedrigen Elevationswinkeln teilweise kompensiert. Der Signalpegel bleibt konstant über einem beachtlich langen Elevationsbereich.

Das abgestrahlte Signal ist in alle Richtungen annähernd zirkular polarisiert. Für eine Antenne die nicht nachgeführt wird ist das eine hervorragende Charakteristik.

Der Polarisationssinn ist durch die Richtung, in der sich die Dipole in der Horizontalebene neigen bestimmt. Die Polarisation kann nicht durch Modifikation des Speisesystems umgeschaltet werden; wenn zwischen RHCP und LHCP umgeschaltet werden soll muß die Antennenstruktur verändert werden. In der Praxis bedeutet das, daß man zwei solcher Antennen benötigt, die über ein Koaxrelais umgeschaltet werden müssen.

Anpassung

Um einen nicht reaktiven Widerstand im Speisepunkt der Faltdipole zu erzielen müssen diese gegenüber der vollen Resonanzlänge verkürzt werden. Dieses Verhältnis kann nicht in einer einfachen Formel wiedergegeben werden. Stu, WD4ECK/7 errechnete mit einem Simulationsprogramm (MINITEC) die Konfiguration für verschiedene Dipollängen l, Abstände der Schleife s und Elementendurchmesser von 2 mm und 6 mm. Diese Werte für das 70-cm-und 2-m-Satellitenband sind in Tabelle (1) und (2) wiedergegeben.

Die Dimensionierung der Phasenleitung für gewöhnliches TV-Flachbandkabel mit einem Verkürzungsfaktor von 0,82 ist ebenfalls dort angegeben. Verwendet man Kabel mit anderen Verkürzungsfaktoren errechnet sich die Länge der Phasenleitung wie folgt:

L/2 = (14998,7 vf)/f

f in MHz, L/2 in cm.

Verwendet man für die Phasenleitung Flachbandkabel mit einem Widerstand von 300 , kann man ein Koaxialkabel mit 75 direkt angeschlossen werden. Soll jedoch 50 - Kabel (z. B. RG58/U) verwendet werden, dann ist die Zwischenschaltung eines Balun sinnvoll.

Praktischer Aufbau

Um die Elemente der Antenne stabil in der vorgegebenen Richtung zueinander zu halten benötigt man einen entsprechenden Aufbau, der aus einem Kreuz besteht und an dessen Enden die Elemente an geeigneten Halterungen (Elemententräger) angebracht sind. Kreuzkonstruktion und Elemententräger sollten aus nichtleitendem Material sein.

Bei Konstruktionen für das 2-m-Band bieten sich Kunststoffrohre oder Holz an. Das Bild (6) zeigt eine einfache Holzkonstruktion, wie sie in (1) beschrieben ist. Die Elemente sind aus Kupferdraht mit 2 mm Durchmesser gebogen (Tabelle (1) erste Zeile). Es werden zwei Holzleisten mit quadratischem Profil und etwa 5 cm Kantenlänge verwendet, aus denen wie im Bild (6) oben dargestellt Aussparungen gesägt werden und ein Kreuz gebildet wird. An den Enden befinden sich in einem Winkel von 30° angbrachte Elemententräger aus Plexiglas an denen die Faltdipole mit Nylonfaserband befestigt sind. Die Elemententräger haben eine Dicke von 2 mm bei einer Breite von ca. 14 mm und einer Länge von 150 mm.

Für eine 70-cm-Lindenblad eignet sich eine etwa 6 mm starke Plexiglasscheibe aus der Kreuz und Elemententräger ausgesägt werden können Bild (4) . Die Elemententräger werden an den Enden des Kreuzes senkrecht aufgestellt (geklebt und/oder verschraubt) und die vier Faltdipole daran befestigt Bild (5) . Dazu werden acht Montagelöcher in die Elemententräger gebohrt und die Dipole mit je vier Krampen aus Kupferdraht, die auf der Innenseite verdrillt werden befestigt. Die Faltdipole werden über vier Phasenleitungen angeschlossen. Hierbei ist zu beachten, daß die Art der Verlegung den gemeinsamen Speisepunkt Z beeinflussen. Versuche zeigten, daß das niedrigste Stehwellenverhältnis dann zu erreichen ist, wenn die vier Leitungen möglichst symmetrisch zueinander und so weit wie möglich voneinander entfernt geführt werden. Flattern die Leitungen im Wind, dann flattert auch das SWV.

Bild (7) zeigt eine vom Autor aufgebaute Lindy für das 70-cm-Band. Die Elemente wurden nach Tabelle (2) aus verzinktem Stahldraht mit 2 mm Durchmesser und einem Abstand s von ca. 2 cm gebogen, um der Impedanz von 300 Ohm (TV-Kabel) nahezukommen. Ohne einen Balun liegt das Stehwellenverhältnis bei nur 1,8 : 1.

Subjektiv kann die Verbesserung gegenüber einer Groundplane bei niedrigen Elevationen bestätigt werden.








Tabellen zum Artikel


Tabelle (1): Dimensionierung für 2-m-Lindenblad-Antenne nach (2)

.Element 2 mm Element 6 mm
Abstand sLänge d Impedanz Länge d Impedanz
cm cm Ohm cm Ohm
* 1,6 96,2 300,0 - -
4 87.3 299.3 84.9 288.1
5 86.4 296.3 84.1 284.8
6 85.6 293.5 83.3 281.5
7 84.7 289.9 82.5 278.0
8 83.8 286.0 81.5 273.3
9 82.9 281.9 80.5 268.4
10 82.0 277.5 78.8 265.0
15 77.2 251.5 74.8 238.5
20 71.8 219.8 69.2 207.7

Die Phasenleitung (Flachbandkabel) mit einem Verkürzungsfaktor = 0.82 hat für eine QRG von 146 MHz eine Länge l = 84.2 cm.

Elementenabstand von 0.3 Wellenlängen entsprechen 61.5 cm.

* Werte aus (1), Aufbau siehe Text.

Tabelle (2): Dimensionierung für 70-cm-Lindenblad-Antenne nach (2)

. Element

2 mm

Element

6 mm

Element 6 mm (oben)

1,6 mm (unten)

Abstand sLänge d Impedanz Länge d ImpedanzLänge dImpedanz
cm cm Ohm cm Ohm cm Ohm
1,3.. . . 29,5 200
2 27.9 282.4 26.7 264.0. .
3 27.0 269.3 ....
4 26.0 252.8 24.9 231.9 ..
5 25.0 235.4 ....
6 24.0 217.7 22.7 193.5. .
7 22.7 195.8 ....

Die Phasenleitung (Flachbandkabel) mit einem Verkürzungsfaktor = 0.82 hat für eine QRG von 437 MHz eine Länge l = 28.1 cm.

Elementenabstand von 0.3 Wellenlängen entsprechen 20.6 cm.




Bilder zum Artikel


Bild 1
Bild (1) Dreidimensionale Darstellung der Lindenblad-Antenne für linksdrehende Polarisation (LHCP).



Bild 2
Bild (2) Schematische Darstellung der Speisung der einzelnen Dipole (Draufsicht).





Bild 3
Bild (3) Vertikales Strahlungsdiagramm der Lindenblad-Antenne.



Bild 4
Bild(4) Montagekreuz für 70-cm-Lindenblad-Antenne. Plexiglas oder anderes nichtleitendes Material verwenden
(ca. 6 mm dick).


Bild 5
Bild (5) Speisung der einzelnen Elemente der Lindenblad-Antenne (nicht maßstäblich).


Bild 6

Bild (6) Konstruktionsvorschlag für eine 146-MHz-Lindenblad-Antenne nach (1). (nicht maßstäblich).



Bild 7

Bild (7)




Bilderverzeichnis:

(1) Dreidimensionale Darstellung der Lindenblad-Antenne für linksdrehende Polarisation (LHCP).

(2) Schematische Darstellung der Speisung der einzelnen Dipole (Draufsicht).

(3) Vertikales Strahlungsdiagramm der Lindenblad-Antenne.

(4) Montagekreuz für 70-cm-Lindenblad-Antenne. Plexiglas oder anderes nichtleitendes Material verwenden (ca. 6 mm dick).

(5) Speisung der einzelnen Elemente der Lindenblad-Antenne (nicht maßstäblich).

(6) Konstruktionsvorschlag für eine 146-MHz-Lindenblad-Antenne nach (1). (nicht maßstäblich).

(7) Die fertig aufgebaute 70-cm-Lindenblad. Die Elemententräger und das Montagekreuz sind aus Plexiglas gefertigt.


Tabellenverzeichnis:

(1) Dimensionierung für 2-m-Lindenblad-Antenne nach (2)

(2) Dimensionierung für 70-cm-Lindenblad-Antenne nach (2)




Quellen:

(1) Davidoff, Martin, Phd, K2UBC: The Satellite Experimenters Handbook.

ARRL Newington 1990. ISBN: 0-87259-318-5.

(2) Sodja, Howard, W6SHP: The Lindenblad: The Ultimate Satellite Omni Antenna, Artikel im Internet.
Updated 7 September 1995.
http://www.amsat.org/amsat/articles/w6shp/lindy.html







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